01.11.2025 | KI in der Bildbearbeitung

KI ist längst Teil der Bildbearbeitung. Entscheidend ist,
wie wir sie nutzen – nicht, dass wir sie haben.


Kaum ein Thema verändert die Welt der Fotografie derzeit so stark wie die künstliche Intelligenz. Ob Hintergrundkorrektur, Porträtretusche oder komplette Bildgenerierung – KI-gestützte Tools sind längst Teil des fotografischen Alltags geworden. Was früher Stunden in Photoshop dauerte, gelingt heute in wenigen Minuten. Doch dieser Fortschritt wirft auch Fragen auf: Wie viel künstliche Intelligenz verträgt die echte Fotografie?

Was KI heute schon kann

Moderne KI-Systeme analysieren Motive, Lichtstimmungen und Strukturen in Sekundenbruchteilen. Sie können:

  • störende Objekte automatisch entfernen
  • Gesichter glätten, Farben anpassen, Himmel austauschen
  • Bildrauschen minimieren und Auflösung erhöhen
  • ganze Kompositionen verändern oder neu erzeugen

Diese Werkzeuge sind beeindruckend – und sie sparen Zeit. Gerade bei aufwendigen Retuschen oder Serien kann KI eine wertvolle Unterstützung sein. Aber sie ist eben nur das: eine Unterstützung.

Zwischen Hilfsmittel und Manipulation

Die Grenze zwischen Bearbeitung und Manipulation wird zunehmend unscharf. Ein sanfter Helligkeitsausgleich ist etwas anderes als ein vollständig generierter Hintergrund. Und wenn aus einem trüben Himmel ein spektakulärer Sonnenuntergang wird, stellt sich die Frage: Ist das noch Fotografie – oder schon digitale Illustration?

Entscheidend ist Transparenz. Wer offenlegt, wie stark KI in einem Bild eingesetzt wurde, bewahrt Glaubwürdigkeit – gegenüber sich selbst und dem Betrachter.

Mein eigener Umgang mit KI

Auch ich nutze KI – aber bewusst und begrenzt. Ich entwickle meine Fotos grundsätzlich selbst und möchte den kreativen Prozess nicht an Algorithmen abgeben. Nur bei besonders schwierigen Aufnahmen – etwa wenn Lichtverhältnisse, Farben oder Details an Grenzen stoßen – darf die KI unterstützend eingreifen. Ich sehe das als technische Hilfe, nicht als kreative Entscheidung.

Gelegentlich verwende ich auch LUTs (Look-Up-Tables), um die Bildaussage zu betonen oder eine bestimmte Stimmung zu transportieren. Aber auch hier gilt für mich: so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Ein gezielter Einsatz kann ein Bild emotional verstärken – ein übermäßiger Einsatz dagegen nimmt ihm schnell die Authentizität. In meinen Augen ist das legitim, solange es bewusst, maßvoll und mit Respekt vor dem Original geschieht.

Ein Werkzeug, kein Ersatz

KI ist für mich ein Werkzeug – kein Ersatz für fotografisches Können. Sie kann Prozesse beschleunigen, Ideen anstoßen und technische Grenzen verschieben. Aber sie ersetzt nicht das Gespür für Licht, Emotion und Moment. Denn genau das macht Fotografie aus: Der menschliche Blick hinter der Linse.


Ein persönliches Schlusswort


KI wird bleiben – und sie wird sich weiterentwickeln. Die Kunst liegt darin, sie bewusst und verantwortungsvoll zu nutzen. Nicht als Abkürzung, sondern als Ergänzung. Fotografie war immer ein Dialog zwischen Technik und Gefühl. KI verändert diesen Dialog, aber sie darf ihn nicht übernehmen. Am Ende entscheidet immer noch der Mensch, was ein gutes, ehrliches und berührendes Bild ausmacht - nicht der Algorithmus.



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